Biodiversitätsindex
für Stadtbäume im Klimawandel Bäume spielen für die Biodiversität im
Siedlungsraum eine entscheidende Rolle, als Rückzugsort, Lebensraum und Nahrungslieferanten
für die Fauna und Flora der Städte. Bäume sind zudem ein wichtiger Teil der Ökologischen
Infrastruktur im Siedlungsraum. Bäume geraten jedoch in der heutigen Siedlungsentwicklung
aufgrund der baulichen Verdichtung stark unter Druck. Bei der Wahl der Baumart
stehen zudem meist die Belastbarkeit der Baumart und ihre Ökosystemleistungen
bezüglich eines verbesserten Lokalklimas und nicht die Biodiversität im Vordergrund.
Damit die Biodiversität bei der Planung von Stadtbäumen einbezogen werden kann,
haben wir den Biodiversitätsindex für Stadtbäume entwickelt (Gloor et al. 2021,
Bericht zum download snebenan) und sechs Empfehlungen für die Artenwahl und die
Pflege erarbeitet.
Der Biodiversitätsindex basiert auf einer Bewertung
der häufigsten Baumarten grösserer Schweizer Städte und sogenannter Zukunftsbaumarten,
welche bezüglich des Klimawandels als tolerant eingestuft werden. Expert:innen
bewerteten die 105 Baumarten bezüglich ihres Werts für folgende sieben Organismengruppen:
Säugetiere, Vögel, Käfer, Schmetterlinge, Wildbienen, Moose, Flechten. Die sechs
Empfehlungen wurden aufgrund der aktuellen wissenschaftlichen Literatur entwickelt
und bilden die integrale Grundlage für die Baumartenwahl und die Pflege von Bäumen
im Siedlungsraum zur Förderung der urbanen Biodiversität.
Sechs Empfehlungen
für die Artenwahl von Stadtbäumen zur Förderung der Biodiversität 1. Bäume
mit hohem Biodiversitätswert wählen. 2. Alte Bäume erhalten, Ersatzpflanzungen
planen und umsetzen. 3. Nach Möglichkeit Wildformen wählen. 4. Keine invasiven
Neophyten pflanzen. 5. Baumartenvielfalt auf Arealen und in Alleen fördern,
keine Monokulturen pflanzen. 6. Baumscheiben und die Umgebung der Bäume vielfältig
und naturnahe bepflanzen und pflegen.
Gloor
S., Taucher, A., Rauchenstein, K. 2021. Biodiversitätsindex 2021 für Stadtbäume
im Klimawandel. SWILD Zürich. Grün Stadt Zürich, interner Bericht, 58 Seiten.
(pdf)
Gloor S & Göldi Hofbauer M. 2018. Der ökologische Wert
von Stadtbäumen bezüglich der Biodiversität - The ecological value
of urban trees with respect to biodiversity. Jahrbuch der Baumpflege 22:33-48.
(Bestellung,
pdf)
Grosse
Abendsegler in Altholzinseln Die Fledermausart Grosser Abendsegler überwintert
bei uns in Gruppen mit bis zu mehreren hundert Tieren in Baumhöhlen oder Hohlräumen
von Fassaden. Immer wieder werden Bäume mit solchen Überwinterungsquartieren gefällt,
wobei oft die Mehrheit der Tiere umkommt. Als Teil eines Artenschutzprojektes
haben wir für das Forstamt und das Gartenbauamt Zürich (heute Grün
Stadt Zürich) abgeklärt, ob die Quartiere dieser Fledermausart identifiziert
werden können. Unsere Untersuchungen zeigten, dass Überwinterungsquartiere
vor allem in Eichen und anderen Laubbaumarten in Altholzbeständen zu finden sind.
Da die Abendsegler keine Präferenzen bei der Auswahl von Spechthöhlen
zeigten, ist mit einer Förderung der höhlenbauenden Spechte auch den
Grossen Abendseglern geholfen.
Vernetzung
entlang des Wassers Lebensräume sind immer häufiger voneinander isoliert
und viele Pflanzen- und Tierarten sind zunehmend auf eine Lebensraumvernetzung
angewiesen, damit der Austausch zwischen den Populationen gewährleistet ist. Das
untere Limmatgebiet in der Stadt Zürich ist von der Stadtentwicklung geprägt.
Es bietet aber auch einen einzigartigen Lebensraum für verschiedene bedrohte Tier-
und Pflanzenarten, wie zum Beispiel für die Sandschrecke oder die Mauereidechse.
Im Auftrag von Grün Stadt Zürich arbeiten wir an einem Aufwertungskonzept, das
den Limmatraum unter Einbezug von Lebensraum-Trittsteinen und Korridoren an naturnahem
Leben bereichern soll.